„Ich hatte lange genug Zeit, mich darauf einzustellen“, erzählt Wilfried Härter ruhig, wenn man nach seinem Umgang mit der Erkrankung fragt. Bereits vor 15 Jahren wiesen bestimmte Blutwerte Auffälligkeiten auf, aber die Erkrankung war in diesem Stadium „noch nicht behandlungsbedürftig", wie sein langjährig behandelnder Arzt, Dr. med. Dirk Hartnack, leitender Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, berichtet. „Da kann sich eine Krebserkrankung entwickeln, muss sie aber nicht“, fügt der erfahrene Onkologe hinzu. Mehr als zwölf Jahre blieb dies unverändert; regelmäßige Kontrollen im EVK ergaben zunächst ein gleichbleibendes Ergebnis. Ende 2020 zeigte sich eine erste Verschlechterung der betreffenden Werte, „die uns aus der Erfahrung heraus bewogen hat, sehr frühzeitig mit einer Behandlung zu beginnen, bevor schwerwiegende Organschäden auftreten“, berichtet Dr. Hartnack weiter. Ein multiples Myelom entsteht durch die spontane Entartung einer einzigen Plasmazelle, die sich dann im Knochenmark unkontrolliert ausbreitet. Unbehandelt kann die Erkrankung Knochen zerstören, zu schwersten Nierenschäden und letztendlich dem Tod führen.
Nach einer pandemiebedingten Verschiebung, „die wir in Abwägung unter engmaschigen Kontrollen gemeinsam beschlossen haben“, startete im März 2022 die ambulante Behandlung von Wilfried Härter mit einer chemotherapiefreien Kombinationstherapie aus Immun- und zielgerichteter Therapie im ThEO, der TherapieEinheit Onkologie des EVK. Diese bietet Krebspatienten ein ganzheitliches Betreuungskonzept aus Diagnostik, Therapie und Nachsorge und die Möglichkeit, Behandlungsmaßnahmen vor Ort ohne stationären Krankenhausaufenthalt durchzuführen. „Mir hat es geholfen, quasi alles an einem Ort, aus einer Hand und auch ambulant durchführen zu lassen“, blickt Wilfried Härter auf diese Zeit zurück.
Für die dann notwendige Stammzellentherapie, die grundsätzlich nur in großen universitären Zentren durchgeführt wird, kooperiert das Weseler OKZN mit dem Westdeutschen Tumorzentrum in Essen. So bieten „wir diese Therapieabschnitte extern, aber strukturiert und für den Patienten gut organisiert mit unserem renommierten Partner gemeinsam an. Alles bleibt in einer Hand“, erklärt Dr. Hartnack das Procedere. Von der engen Zusammenarbeit auf höchstem medizinischem Niveau, optimaler Versorgung und Anbindung an die Forschung profitieren die onkologischen Patienten am EVK bereits seit vielen Jahren. Dort, in Essen, wurden auch Wilfried Härter die Stammzellen anschließend für eine sogenannte autologe Stammzellentransplantation entnommen. Dabei werden die eigenen Stammzellen gereinigt, kultiviert und vermehrt, um später wieder zugeführt werden zu können. Erst jetzt begann für den Borther (Rheinberg) der schwerste Behandlungsschritt: Mit einer Hochdosistherapie „sollen die letzten Krebszellen abgetötet werden. Dabei wird das eigene Knochenmark so geschädigt, dass es sich aus eigener Kraft nicht mehr regenerieren kann“, erklärt Dr. Hartnack diesen Therapieteil medizinisch. Im Anschluss daran wird das Knochenmark durch die Gabe der eigenen, aufbereiteten Stammzellen wieder neu aufgebaut. Insgesamt sind es rund 14 Tage, die Wilfried Härter dafür auf der Isolierstation in Essen verbringen musste. „Da ist man körperlich einfach fertig“, sagt er heute kurz und treffend über diese Zeit – „aber man merkt sofort, wenn das Knochenmark sich erholt und die Werte besser werden.“ Wenige Wochen später ging es auch schon in die Reha, gut sechs Monate danach konnte Wilfried Härter wieder in seinen Beruf als Ingenieur zurückkehren. Eine sogenannte Erhaltungstherapie sorgt dafür, einen möglichen Rückfall zu vermeiden. „Man erholt sich doch recht schnell, aber das letzte bisschen Fitness hat dann doch noch gedauert“, resümiert er heute. „Herr Härter konnte so vergleichsweise fit wieder aus der Behandlung herauskommen, weil er in guter Verfassung hineingegangen ist“, betont Dr. Hartnack. Die allgemeine Konstitution spiele da genauso eine Rolle wie auch die mentale Einstellung. Das mentale Training habe ihm sehr geholfen, so Wilfried Härter. „Eine vollständige Heilung ist bei dieser Erkrankung sehr selten, „man muss damit leben können. Und das kann ich sehr gut“, schließt Wilfried Härter ab – nicht zuletzt durch die umfassende Therapie am OKZN des EVK, da ist er sich sicher.
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