Wenn man den aktuellen Wettermodellen glauben kann, dann wird es heiß, extrem heiß. Die Hitzewelle soll Deutschland mit voller Wucht treffen und auch hier am Niederrhein sind Temperaturen weit über 30 Grad prognostiziert. Glücklich wer ein Freibad oder Badesee in der Nähe hat, oder sogar einen eigenen Pool im Garten. In solchem kühlen Nass lässt sich auch die größte Hitzewelle ertragen.
Direkt vor der Haustür haben wir hier in Wesel auch den Rhein. Seine idyllischen, einladenden Flussufer bieten viele schattige Plätzchen. Leider wird die von Frachtern und Tankern viel befahrene Wasserstraße aber auch immer wieder mit einem Schwimmbad verwechselt und es kommt zu lebensgefährlichen Unfällen, die nicht selten tödlich enden.
Jedes Jahr ertrinken mehrere Menschen im Rhein, weil sie die Gefahren unterschätzen. Durch die Wasserverdrängung vorbeifahrender Schiffe entsteht beispielsweise auch in Ufernähe Sogwirkung. Das Wasser zieht sich kurzzeitig zurück, um dann plötzlich und in Wellen wieder zu kommen.
So verliert man auch als Erwachsener ganz schnell den Bodenkontakt und wird abgetrieben. An den Enden der Buhnen können gefährliche Strömungen und Strudel entstehen. Der Sog wirkt so stark, dass selbst geübte Schwimmer:innen bis auf den Grund gezogen werden können. Besonders gefährlich sind dabei Unterströmungen, da sie auf der Wasseroberfläche nicht zu erkennen sind.
Die Folgen von solchen Rhein-Unfällen sind neben Knochenbrüchen und Unterkühlungen auch Herz-Kreislauf-Notfälle und im schlimmsten Fall das Ertrinken.
Genau diese Themen hat unsere Weseler Notarztgruppe des EVK Stützpunktes zusammen mit der Feuerwehr Wesel, dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes des Kreises Wesel Dr. med. Frank Höpken, sowie Prof. Dr. med. Jens Litmathe, unserem ärztlichen Leiter der ZNA und einigen interessierten Studierenden in einer ganz speziellen Vor-Ort-Fortbildung behandelt.
Gemeinsam ist man mit einem Feuerwehrrettungsboot auf dem Rhein bei Wesel Patrouille gefahren.
Während der Ausfahrt ging es dabei vor allem um
- technische Aspekte der Wasserrettung,
- häufige Fehler von Menschen, die den Rhein mit einem Freibad verwechseln,
- aber auch um besondere Fallstricke, die bei Havarien zu beachten sind.
- Neben Besonderheiten der Wasserrettung, auch bei schlechter Wetterlage,
- wurden auch die Anforderungen zur eigenen körperlichen Fitness der Notärztinnen und Notärzte bei nicht so häufigen Rettungsaktionen auf dem Wasser thematisiert.
Trotz der ernsten Aufgaben war es ein toller, lehrreicher Tag und hat allen viel Spaß gemacht und dem ganzen Team viele neue Erkenntnisse gebracht.
Insbesondere wurde nochmal verdeutlicht, wie wichtig es ist, in besonderen Notfallsituationen gemeinsam mit allen Rettungs-Einsatzkräften Hand in Hand zu arbeiten und zu funktionieren. Dass dies wunderbar klappt hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach und erfolgreich bestätigt.
Wir sind auf jeden Fall für etwaige Notfälle gerüstet.
Nichts desto trotz, so verlockend es auch sein mag, bleibt weg von unbekannten Gewässern und Füße raus aus gefährlichen Flüssen. Keine noch so schöne Abkühlung ist es wert, sein Leben und das von anderen zu riskieren!
Verhalten im Notfall
- Wird in einem Fluss, wie hier in Wesel, dem Rhein ein Mensch in Not gesichtet, sofort den Notruf, die 112 wählen und den Unfall melden. Wichtig dabei, genau die Position beschreiben, wo sich die Person befindet bzw. wohin sie treibt. Orientierungshilfen sind dabei zum Beispiel die Rheinstromkilometer-Tafeln, aber auch markante Stellen am Ufer. Dabei versuchen, die abtreibende Person zu beobachten, um den Rettungskräften genaue Informationen geben zu können.
- Auf keinen Fall selber in den Fluss springen und versuchen der abtreibenden Person hinterher zu schwimmen. Man bringt sich damit selber unnötig in Gefahr. In der Vergangenheit sind immer wieder Menschen beim Versuch einen Ertrinkenden zu retten selber ertrunken.
- Ist ein Rettungsring in der Nähe, versuchen diesen der Person zuzuwerfen.
- Und falls man doch einmal selber in eine Strömung gerät, heißt es Ruhe bewahren und sich treiben lassen. Auf keinen Fall gegen die Strömung anschwimmen, das kostet Kraft und ist selbst für geübte Schwimmer:innen aussichtslos. Unbedingt auf sich aufmerksam machen und versuchen mit der Strömung wieder an einen festen Punkt zu gelangen.